Ein Dokumentarfilm von Ullabritt Horn, Laufzeit 90 Minuten
Die Filmemacherin Ullabritt Horn begleitet den 75-jährigen Han Sen, der als Sohn chinesischer Eltern in Berlin geboren wurde, auf seiner Reise durch sein bewegtes und bewegendes Leben. Der Weg führt zu verloren geglaubten Jugendfreunden, Klassenkameraden und Verwandten in Deutschland, der Schweiz, China und der Ukraine.
Als unfreiwilliger Wanderer zwischen den Welten und politischen Systemen zeichnet Han Sen auf seiner Spurensuche eine sehr persönliche politische Bilanz des 20. Jahrhunderts.
Han Sen, 1925 als Anton Chen in Berlin geboren, ist ein Junge seiner Zeit: Er spielt auf der Straße, rauft sich mit anderen Jungen, erlebt als Achtjähriger den Reichstagsbrand aus nächster Nähe … doch seine Spielkameraden machen Schlitzaugen und singen das Kinderlied Drei Chinesen mit dem Kontrabass … wenn sie ihn sehen. Denn der waschechte Berliner Anton sieht aus wie ein Chinese. Antons Eltern nahmen 1919 am Studentenaufstand in Shanghai teil und flohen 1924 nach Berlin. Offiziell als Studenten eingeschrieben, wird der Klassenkampf im »roten« Berlin schnell zum Hauptberuf. Quasi im Wohnzimmer lernt Han Sen Zhou Enlai, Zouh De und andere spätere Führer der KP Chinas kennen.
Wohl aus Heimweh nennt ihn sein Vater später Han Sen = in China geboren – obwohl Han Sen weder Chinesisch schreiben noch sprechen kann. 1933, mit der Emigration des Vaters aus Nazi-Deutschland, beginnt für den Achtjährigen eine Lebensreise, die ihn über die Schweiz nach China und Sibirien führt und schließlich in Charkow in der Ukraine endet, wo er noch heute lebt.
Der Film erzählt die Geschichte eines Menschen, der die dramatischen historischen Wendepunkte des 20. Jahrhunderts unmittelbar und persönlich erlebt: den Aufstieg des Faschismus in Deutschland, den Spanischen Bürgerkrieg, an dem sein Vater teilnimmt, den Zweiten Weltkrieg in China und den anschließenden Bürgerkrieg, den er in der legendären Höhlenstadt Yan’an, dem Machtzentrum Mao Zedongs, miterlebt. Schließlich die Entstalinisierung in der Sowjetunion und die Perestroika in der Ukraine.
Auf seiner Reise trifft Han Sen in der Schweiz und in China ehemalige Schulkameraden und Freunde, die er für immer verloren oder tot geglaubt hatte. Von seinen Tanten in China erfährt er, dass seine Mutter während der Kulturrevolution ermordet wurde. Am Grab seines Vaters versöhnt sich Han Sen endlich mit ihm, der seinen nicht-chinesischen, nicht-kommunistischen Sohn nie verstanden hat.
Ein Chinese spielt Kontrabass ist eine einfühlsame Reise durch das komplizierte Leben eines Emigranten. Noch heute antwortet Han Sen auf die Frage nach seiner Herkunft und Identität ohne Zögern und mit echtem Dialekt: “Berliner!
Produziert von:
LICHTFILM Wolfgang Bergmann
Koproduziert von Synchro Film und Video GmbH
Alexander Wieser
Credits & Sonstige Downloads